Die Gründung
Am 07. März 1897 schlossen die Oberkessacher Gabriel Deuser sen., Josef Stahl, Heinrich Inenmoser, Adolf Frank, Ferdinand Knörzer und Josef Rüdinger einen Vertrag, mit dem sie die Musikgesellschaft
Oberkessach gründeten.
Acht Musikinstrumente nannte die Gesellschaft zu Beginn ihr eigen; einen F-Baß für 57 Mark, ein B-Althorn für 38 Mark, ein Althorn in Es für 33 Mark, ein Flügelhorn in B für 28 Mark, eine
Es-Klarinette für 21 Mark, eine Klarinette in B für 21 Mark, eine B-Trompete für 27 Mark und eine B-Trompete für 18 Mark.
Die Mitglieder waren angehalten, sorgfältig mit den recht kostbaren Instrumenten umzugehen. Beschädigte ein Musiker ein gemeinschaftliches Instrument mit Mutwillen, aus Unvorsichtigkeit oder im
Rausch, so hatte er für den Schaden aufzukommen und musste in letzterem Falle mit einer Geldstrafe rechnen oder wurde sogar aus der Gesellschaft ausgeschlossen.
Nach jedem Tanz oder jeder Unterhaltungsmusik mussten die Instrumente gründlich gepflegt werden, damit sich kein Grünspan zeigte. Alsbald sollte danach eine Probe abgehalten werden, um überprüfen zu
können, ob die Mitglieder sich auch an die Vorschriften hielten. War das nicht der Fall, so betrug die Mindeststrafe 20 Pfennig. Musiker, die für längere Zeit in die Fremde gehen wollten, konnten ihr
Anrecht auf ein vereinseigenes Instrument aufrecht erhalten, wenn sie vierteljährlich einen Betrag von 50 Pfennig zahlten. Wurde jemand zum Militär eingezogen, so brauchte dieser nichts zu
zahlen.
Auch eine gemeinschaftliche Kasse wurde eingerichtet, um die notwendigen Ausgaben zur Anschaffung und Erhaltung der Instrumente, Notenbücher und sonstigen Musikalien bestreiten zu können. Jedes
Mitglied hatte hierfür jeden Sonntag 5 Pfennig zu entrichten.
Machte ein Mitglied einen Gang in eine andere Ortschaft, um einen Musiktermin zu vereinbaren, so hatte er Anspruch auf eine Mark als Unkostensatz.
Die Musiker hatten vollzählig und pünktlich zu jeder Probe, Musik- oder Tanzunterhaltung zu erscheinen. Bei Tanzunterhaltungen konnte sich ein Mitglied für einige Touren beim Musikleiter beurlauben
lassen, ansonsten konnte es nur freigestellt werden, wenn ein anderer Musiker dafür mitspielte. Wer sich an diese Ordnung nicht hielt, dem konnte der halbe Verdienst entzogen werden, zumindest musste
er eine Mark Strafe bezahlen. In schwerwiegenden Fällen konnte sogar ein Ausschluss aus der Gesellschaft verfügt werden.
Wie die Statuten des Gründungsvertrages zeigen, machten sich die jungen Musiker mit viel Eifer und Zucht daran, eine wohlklingende Kapelle aufzubauen, deren musikalische Dienste großen Beifall bei
der Bevölkerung fanden.
Doch nicht immer war ihre Musik willkommen. So richteten die „Anwälte“ Ehrenfried aus Hopfengarten und Grammling aus Weigental am 21.12.1902 an den Obermusiker Josef Rüdinger die dringende Bitte, das
für viele lästige Neujahrsaufspielen „auf den beiden Höfen Hopfengarten und Weigental aus besonderen Gründen für immer einzustellen, besonders, da dasselbe vielfach Gelegenheit bietet zu unliebsamen
Ausschreitungen der Jugend und das Kollektieren auf beiden Höfen ohnedies stark vertreten ist. Hiervon wolle Rüdinger seinen Genossen gefälligst Mitteilung machen.“ Ansonsten war die Musikkapelle ein
so hochgeschätzter Bestandteil des kulturellen Lebens Oberkessachs geworden, dass man unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges daran ging, die Musikgesellschaft, deren Mitglieder durch die
Wirren des Krieges in alle Winde zerstreut gewesen waren, neu zu gründen.
Am 07. Dezember 1950 schlossen die Oberkessacher Josef Haak, Josef Kilb, Hermann Walz, Wilhelm Gaab, Gabriel Deuser jun., Gregor Göller, Alfons Gaab, Bruno Haak und Franz Deuser einen Vertrag, der im
wesentlichen die Statuten des Gründungsvertrages beinhaltete. Dieser Vertrag galt bis zur Gründung des Musikvereins im Jahr 1982.
Von der Musikgesellschaft zum Musikverein:
Das Jahr 1982 bedeutete insofern einen wichtigen Einschnitt im Leben der Musikkapelle Oberkessach als auf der Gründungsversammlung am 22.01.1982 in der Turnhalle Oberkessach die Bildung eines
Musikvereins beschlossen wurde. Die Satzung wurde einstimmig verabschiedet und der Jahresbeitrag auf 10,- DM für passive Mitglieder festgelegt.
Als geschäftsführender Vorstand wurde in dieser Versammlung gewählt:
1. Vorstand: Rudi Hofmann
2. Vorstand: Franz Stang
Kassier: Alfred Deuser
Schriftführer: Klaus Deuser
Ein Jahr zuvor hatten die Mitglieder der Musikkapelle eine für die Zukunft des Vereins wichtige Entscheidung getroffen, nämlich den Beitritt zum Blasmusikverband Odenwald-Bauland. Durch diese
Verbandsmitgliedschaft wurde die Teilnahme an Lehrgängen und das Ablegen von Leistungsabzeichen ermöglicht.
Bei dem ersten Konzert des jungen Vereins am 26.05.1985 zusammen mit der Konzertkapelle Umpfertal Boxberg wurde exzellente Blasmusik geboten. Bei diesem Konzert konnte man auch zum ersten Mal
insgesamt 17 Jungmusiker für das abgelegte Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Bronze ehren, welches von 15 Musikern sogar mit der Note sehr gut bestanden wurde.
Weitere Konzerte mit den Musikvereinen Oberschefflenz und Neudenau sowie mit den Fidelen Buam folgten.
Ein großer Erfolg war das 1987 veranstaltete Musikfest anlässlich des 90 jährigen Jubiläums. Die Umzüge stellten, wie bereits beim Musikfest 1979, den Höhepunkt der Festtage dar.
Eine neue Tradition wurde 1990 mit dem ersten Adventskonzert begründet. Hierbei trat der Musikverein erstmals als Konzertkapelle auf. Durch die Teilnahme von Chören, Gastkapellen und den Auftritten
von Theatergruppen wurde diese im 2-jährigen Rhythmus abgehaltene Veranstaltung inzwischen zu einem „kulturellen Großereignis“ der Ortschaft Oberkessach. Dafür spricht auch der immer sehr gute
Besuch.
Auch das 3. Musikfest im Jahre 1993 fand wiederum großen Anklang unter der Bevölkerung und den zahlreichen Gästen, die aus nah und fern nach Oberkessach gekommen waren.
Nach heftigen Diskussionen unter den Musikern entschloss man sich 1994 erstmals in der Vereinsgeschichte an einem Wertungs- und Kritikspielen des Blasmusikverbandes Odenwald-Bauland teilzunehmen, das
in Hardheim stattfand. Beim Wertungsspielen trat man in der Mittelstufe zusammen mit 33 weiteren Musikkapellen an.
Dirigent Adolf Bergdolt hatte als Wahlstück „Die Festmusik“ von Josef Bönisch ausgewählt, ein Musikstück, das von häufigen Taktwechseln und schwierigen Akkordkonstellationen geprägt ist. Wie
hervorragend die Vorbereitung unserer Musiker in Bezug auf diese Prüfung gewesen war, zeigte sich am Ende ihres Vortrags:
Die fachkundige Jury bestehend aus drei Musikdirektoren sprach dem Musikverein Oberkessach einen 1. Rang mit Belobigung aus.
Da der Proberaum im Rathaus angesichts der Größe der Kapelle zu klein wurde, trafen sich Vorstand Otto Knörzer, Wolfgang Michel, Dirigent Adolf Bergdolt, Ortsvorsteher Karl Öchsner und der damalige
Bürgermeister Karl Hehn Ende des Jahre 1994, um Möglichkeiten zur Lösung des Raumproblems zu erörtern.
Dabei entstand die Idee, einen Proberaum in Zusammenhang mit dem geplanten Gemeindeschuppen zu schaffen. Dieses Vorhaben konnte nur gelingen, wenn neben der finanziellen Hilfe der Gemeinde ein hohes
Maß an Eigenleistung der Vereinsmitglieder dazukam. Eine erfolgreiche Spendenaktion zeigte, dass dieses Engagement auf Seiten des Musikvereins auch Unterstützung in der Bevölkerung fand. Nachdem das
Projekt vom Gemeinderat im März 1995 gebilligt worden war, fand noch im Oktober der erste Spatenstich statt. Schon im Juni 1996 konnte man dann das Richtfest feiern. Nach einer Bauzeit von knapp 3
Jahren und über 3000 vom Musikverein geleisteten Stunden wurde das Vereinsheim am 18.09.1998 offiziell an den Musikverein übergeben.
100 Jahre Musikkapelle Oberkessach und 15 Jahre Musikverein Oberkessach hieß es im Jahre 1997. Dieses Jubiläum wurde natürlich gebührend gefeiert.
Neben den Umzügen gehörten die Damenkapelle „Die Bayrische 7“ und der Festausklang mit dem „Großen Zapfenstreich“ zu den Höhepunkten der Festtage.
Ausgestattet mit neuen Uniformen begann das Jahr 2000 mit einem großen Auftritt auf der „Internationalen Grünen Woche“ in Berlin. Dort repräsentierten wir am Ländertag unser Bundesland „Baden
Württemberg“ und trugen zur musikalischen Umrahmung bei.
Große Resonanz bei der Bevölkerung fanden die in den letzten Jahren regelmäßig veranstalteten Konzertabende und adventliche Kirchenkonzerte, welche zusätzlich zu den üblichen Aktivitäten des
Musikvereins abgehalten wurden.
Mit dem Ziel, das Vereinsleben weiter voranzutreiben wurde am 13.05.2006 der „Förderverein Musikverein Oberkessach“ gegründet.
Die Vorstandschaft des Fördervereins setzt sich zusammen aus:
Thomas Deuser (1. Vorstand), Klaus Stang (2. Vorstand), Gerhard Knörzer (Kassier), Melanie Deuser (Schriftführerin)
Im Laufe der Zeit gewann die stetige Ausbildung von Jungmusikern immer mehr an Bedeutung, was im Herbst 2006 zur Wiedereinführung einer Jugendkapelle führte.
Die Dirigenten:
- Gabriel Deuser sen.
- Josef Haak
- Gregor Göller
- Markus Unsleber
- Adolf Bergdolt
- Peter Brunn
- Jürgen Landhäußer
- Katja Lesemann
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